Musikalische Hammerschläge und Triller in Perfektion

Prof. Claudius Tanski begeistert am Konzertflügel im Martin Luther Forum Ruhr

Wenn Prof. Claudius Tanski an einem Steinway-Flügel Platz nimmt, dann darf man sich eines großartigen Musikerlebnisses sicher sein. Doch am Donnerstagabend im Martin Luther Forum Ruhr war es mehr als das. Denn der Professor für Klavier vom Mozarteum Salzburg spielte nicht nur virtuos, sondern lieferte seinem Publikum mit kenntnisreichen Erläuterungen zu den einzelnen Stücken einen tiefen Einblick in das Leben und die kompositorische Arbeit von Franz Liszt.

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Talkrunde diskutierte über ethische Grundsätze in der Finanzwelt

„Der liebe Gott und das Geld – Vom Ablasshandel bis zur Finanzkrise“ – so aktuell das Thema der jüngsten Auflage des Talks am Turm war, so vielschichtig und fundiert wurde es von Thomas Begrich, Finanzchef der evangelischen Kirche Deutschlands, und Dr. Rolf Gerlach, Präsidenten des Westfälischen Sparkassen- und Giroverbandes, am Freitagabend im Martin Luther Forum Ruhr diskutiert.

Das lag nicht zuletzt an Joachim Hasley, der als ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender der KD-Bank, spontan in die Rolle des Moderators geschlüpft war, und mit pointierten Fragen das Gespräch lenkte. So eröffneten sich dem interessierten Publikum nicht nur die Hintergründe der Zerschlagung der West LB sondern auch zur ethisch nachhaltigen Anlagepolitik der evangelischen Kirche oder zur aktuellen Unsicherheit an den Finanzmärkten.

Gerlach, der auch als kommender Deutscher Sparkassenpräsident gehandelt wird, bekannte sich klar zur Euro-Rettung und der Einführung einer Finanztransaktionssteuer. Mit Thomas Begrich war er sich einig darüber, dass Banker auf einer klaren ethischen Grundlage zu handeln hätte. Der EKD-Finanzchef verwies in diesem Zusammenhang auf die Grundsätze, zu denen sich die evangelische Kirche bei eigenen Geldanlagen verpflichtet habe. So halte man beispielsweise keine Anleihen von Staaten, die die Todesstrafe hätten, die diktatorisch regiert würden oder die Kinderarbeit zuließen.

Gerlach stellte hingegen das Geschäftsmodell der Sparkassen in den Vordergrund: „Wir machen Geschäfte, die wir verstehen, mit Leuten, die wir kennen.“ Finanzgeschäfte, die mit der Realwirtschaft nichts zu tun haben, sollten zurückgeschraubt werden.

Mit Blick auf das Staats-/Kirchenverhältnis plädierte Begrich für die Beibehaltung der Kirchensteuer in Deutschland. „Sie ist kein Privileg, sondern der persönliche Mitgliedsbeitrag bei einer Glaubensgemeinschaft.“ Ähnlich argumentierte Gerlach, als er zum Euro und zu seinen Erwartungen an die Politik befragt wurde: „Europa ist eine Frage von Frieden und Freiheit.“ Es sei ein schwerer politischer und ökonomischer Fehler diesen Umstand in der aktuellen Diskussion um die Verschuldung einzelner Euro-Staaten beiseite zu schieben. „Diese Fragen sollte man nicht Buchhaltern überlassen.“

Eröffnung der Ausstellung „Metamorphosen“

Am 3. Oktober wurde die Fotoschau Metamorphosen eröffnet. Sie zeigt Bilder verlorener Räume und aufgegebener Kirchen, die der Fotograph Rainer Bergner zu einem künstlerischen Bilderzyklus komponiert hat. Zur Eröffnung würdigte Städtebauminister Harry Kurt Voigtsberger in seinem Grußwort nicht nur die Arbeiten von Rainer Bergner, sondern gratulierte auch der Stadt Gladbeck zu dem tatkräftigen Engagement der vielen Ehrenamtlichen, die den Umbau der Markuskirche zum Martin Luther Forum Ruhr erfolgreich realisiert haben.

Petra Steinhardt, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang, lenkte in ihrer Einführung zur Ausstellung den Blick der rund 100 Gäste gezielt auf die technische Bearbeitung der großformatigen Fotografien. Durch die gekonnte aufwändige Nachbearbeitung am Computer sei es Bergner gelungen, die neuen Nutzungen der Kirchen in ganz außergewöhnlichen Perspektiven zu zeigen. Während dieser „Perspektivwechsel“ den Charakter der Neunutzungen unterstreiche, unterstreiche die Reproduktion auf einfache Papierbahnen ohne vorgesetzes Glas und ohne Rahmen – den ephemeren Charakter der Fotografien. Bergners Fotografien sind daher gewissermaßen Momentaufnahmen aus einem ständigen Wandlungsprozess.

Musikalisch begleitet wurde die Ausstellungseröffnung vom Klarinetten-Duo Katharina Mittag und Jonathan Büker. Mit ihrem gekonnten Spiel entließen sie die Gäste in die intensive Betrachtung der Bilder und die persönliche Begegnung mit dem Künstler im Café am Turm.

Die Ausstellung ist noch bis zum 16. Oktober zu folgenden Zeiten geöffnet:

Di., Do., Fr. und So. 14-17 Uhr
Mi. 17-20 Uhr

Der Eintritt ist frei.

Ein informatives Faltblatt zur Ausstellung erzählt ausführlich die Geschichte der neuen Nutzung, die jede der 16 Kirchen, die in der Ausstellung gezeigt werden, erfahren hat.

Bis zum 30.9. waren die Bilder im FFFZ Kulturforum der EVANGELISCHEN KIRCHE IM RHEINLAND zu sehen. Der dortige Kurator, Jürgen Jaissle schreibt zu den Fotografien:

Obwohl Einzelfälle, waren aufgegebene Kirchen nach ihrer Umwidmung schon immer Zeugnis eines Kulturwandels mit schmerzlichem Abschied, aber auch Hoffnung auf die Zeitlosigkeit sakraler Architektur und Spiritualität ehemaliger Gotteshäuser: Eine Zwischenbilanz zu einem kirchlichen und gesellschaftlichen Wandel und zur Kontroverse über Umnutzungen von Sakralbauten. Bergner will nicht den Prozess dokumentieren, sondern Beispiele einer Assimilation aufzeigen.“