EKD-Ratsvorsitzender Schneider ruft zur Bewahrung der Freiheit auf

Mehr als 200 Gäste kamen am Dienstagabend zum Sommerempfang ins Martin Luther Forum Ruhr, um den amtierenden EKD-Ratsvorsitzenden Präses Nikolaus Schneider zu hören. In seinem Festvortrag entwickelte Schneider geradezu brilliant den Gedanken, dass Freiheit im evangelischen Sinne immer auf die Herausforderung der politischen und sozialen Rahmenbedingungen ziele. Der rheinische Präses erinnerte beispielhaft an die Christen, die sich im Februar ´89 in der Dresdener Frauenkirche zum Friedensgebet versammelten. Ihre innere Stärke und Gewissheit habe sich wie ein loderndes Feuer ausgebreitet und ließe sich ohne Mühe herleiten aus den Glaubenssätzen Martin Luthers, der schon vor fast 500 Jahren in einer seiner berühmten Denkschriften davon sprach: „Ein Christ ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan. Ein Christ ist ein dienstbarer Knecht aller und jedermann untertan.“ Diese Freiheit aus dem Glauben, so Schneider, will bewahrt und beschützt werden. Nicht umsonst stehe das Jahr 2011 in der Evangelischen Kirche unter dem Motto „Reformation und Freiheit“.

Schon zu Beginn seines Vortrages hatte Schneider den Initiatoren des Martin Luther Forum Ruhr dazu gratuliert, in eigener Regie die ehemalige Markuskirche als Ort des Dialogs und der Streitkultur zu bewahren. „Dieses Projekt ist sichtbares Zeichen evangelischer Freiheit.“ Der Beiratsvorsitzende Dr. Martin Grimm hatte zuvor in seiner Begrüßung noch einmal den Weg zum Martin Luther Forum Ruhr skizziert und auf die künftigen Vorhaben hingewiesen. Dabei dankte er u.a. auch der Stadt Gladbeck und der Bezirksregierung Münster für die finanzielle Unterstützung des Projektes. Ihrerseits zeigten sich Bürgermeister Ulrich Roland und die Regierungsvizepräsidentin Dorothea Feller-Elverfeld in ihren Grußworten davon überzeugt, dass die Mittel, die in das Martin Luther Forum Ruhr geflossen sind, gut investiert seien. Beide ließen es sich nicht nehmen, den EKD-Ratsvorsitzenden nach dem offiziellen Programm auf seinem Rundgang durch die Ausstellung „Reformation und Ruhrgebiet“ zu begleiten, bevor sie der Einladung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Curacon zum Umtrunk folgten.

Für den Brückenschlag zum Jahr 2012, das in der Lutherdekade unter dem Motto „Reformation und Musik“ steht, sorgte beim Sommerempfang ein Bläserquartett und der Leitung von Daniel Salinga.

Sit-in bei Luther

Die Eröffnung der Ausstellung „Hier stehe ich…“ am Freitagabend im Martin Luther Forum Ruhr geriet zu einem Erlebnis der besonderen Art. Während nacheinander der Publizist und Medienpädagoge Dr. Andreas Mertin, der Kurator des Augustinerklosters in Erfurt Lothar Schmelz und schließlich der Künstler Ottmar Hörl ans Mikrofon traten, um in die Ausstellung einzuführen, tummelten sich die Besucher inmitten der 160 Lutherfiguren und ließen sich von dem farbenfrohen Bild der Installation einfangen. Mehr noch: Wie sie dort zwischen all den Figuren auf Hockern oder Treppenstufen und Fensterrahmen saßen oder standfest wie die Figuren selbst blieben, wurden sie gewissermaßen Teil der Installation. Die Ausstellung erinnerte mit einem Mal an ein spontanes Sit-in aus den 60er Jahren.

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Wieviel Freiheit verträgt der Mensch?

Langanhaltender Applaus beendete am Freitagabend eine Premiere im Martin Luther Forum Ruhr. Erstmals wurde dort im kleinen Saal ein Schauspiel aufgeführt. Mit einer Szenencollage aus dem Roman „Die Brüder Karamasow“ von Dostojewski gastierte das Trias Theater an der Bülser Straße. Die Romanvorlage entfaltet eine Fülle tief greifender Gedanken über die christliche Religion und die menschlichen Grundfragen nach Schuld und Sühne, Liebe und Versöhnung und nach Freiheit. Über den beiden Szenen, die Ulrich Penquitt und Vassily Kazakos auf die Bühne brachten standen zwei  zentrale Fragen. „Was wäre, wenn Jesus zur Erde zurückkehren würde?“ und „Gibt es einen Gott?“.

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