Buchvorstellung

„Protestantische Profile im Ruhrgebiet. Fünfhundert Lebensbilder aus fünf Jahrhunderten.“ So lautet der Titel des neuen Buches, das die Professoren Michael Basse, Traugott Jähnichen und Harald Schroeter-Wittke am 1. Dezember um 19:30 Uhr im Martin Luther Forum Ruhr persönlich vorgestellt haben.

Zur Buchvorstellung hatte die Humboldt-Buchhandlung eine große Auswahl an zusätzlicher Lektüre im Turmladen des Martin Luther Forum Ruhr angeboten. Platz und Zeit zum Schmökern fanden die zahlreichen Besucher im Café am Turm.

Der Sammelband vereint in kurzen Portraits über 500 protestantische Profile aus fünf Jahrhunderten, die mit der Region von RUHR 2010 verbunden sind, weil sie dort geboren oder gestorben sind oder auch nur zeitweise dort gelebt haben. Es handelt sich um Männer und Frauen evangelischen Glaubens aus unterschiedlichsten Bereichen: Kirche und Gemeinde, Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft, Bildung und Gesundheitswesen, Kultur und Sport. Local Heroes sind ebenso vertreten wie Menschen, an die wir uns nur sehr ungern erinnern lassen.

Zu den Autoren:
Michael Basse leitet das Institut für Evangelische Theologie an der TU Dortmund. Traugott Jähnichen ist Lehrstuhlinhaber für Christliche Gesellschaftslehre an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum. Harald Schroeter Wittke kommt vom Institut für Evangelische Theologie der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn, wo er Didaktik der Ev. Religionslehre mit Kirchengeschichte unterrichtet.

Ein Bekenntnis zum Bekenntnis

„Jeder Einzelne hat eine individuelle Verantwortung vor Gott.“ Mit diesem Satz beschrieb der Thüringer Altbischof Roland Hoffmann am Mittwochabend den Kern des Neuen an Luthers Lehre. Dieser Gedanke der individuellen Verantwortung zog sich wie ein roter Faden durch den Gesprächsabend „und wenn die Welt voll Teufel wär“ im Martin Luther Forum Ruhr.

Rund 70 Gäste lernten in dem vollbesetzten kleinen Saal des Lutherforums einen Altbischof kennen, der engagiert dafür warb, dass jeder Einzelne sich auch in der heutigen Zeit seiner eigenen Verantwortung bewusst sei. Wie geht einer mit dem ungeborenen Leben um? Wie verhalten wir uns angesichts von Gewalt in Familien und S-Bahnen, in Schulen und Afghanistan? „Wer in diesen Fragen kein Profil hat, rutscht und wird – wie beim Aquaplaning – zur Lebensgefahr für andere und für sich.“
Peter R. Seeber, der das Gespräch mit dem Altbischof führte, hatte Hoffmann gleich zu Beginn des Abends als „Bischof zum Anfassen“ vorgestellt. Diese Einschätzung sollte sich im Laufe des Abends mehrfach bewahrheiten. Munter erzählte der 71-Jährige wie er in seiner Amtszeit zwischen 1992 und 2001 als Thüringer Landesbischof den Umbruch nach der Wiedervereinigung erlebte. „Vor der Wende hatten wir in unserer Landeskirche lediglich zwei Juristen. Disziplinarverfahren kannten wir nicht. Probleme wurden seelsorgerisch verhandelt. Danach erlebten wir eine regelrechte Juristenschwemme. Rechtliche Auseinandersetzungen gewannen gegenüber seelsorgerischen Schlichtungen die Oberhand.“ Damit sei auch ein Stück Identität der Kirche verloren gegangen.
Was für die Kirche insgesamt galt, habe auch für den Einzelnen gegolten. „Im sozialistischen System der DDR konnten wir Christen uns durch unser Bekenntnis definieren. Wer in die Kirche ging, wurde registriert. Das alleine verband. Heute zeichnen wir uns als Christen weniger durch unser Bekenntnis als durch ethisches Verhalten aus.“ Ethik aber könne nur auf einem bekennenden Glauben wachsen, sonst bleibe sie angelernte Moral.
„Wir überleben nicht, wenn wir alle Überzeugungen über Bord werfen.“ „Das, was wir heute als Wirtschafts- und Finanzkrise erleben, hat seine Ursache dem Grunde nach in einem Verfall der Werte in der Gesellschaft.“ „Demokratie ist nur möglich, wenn die Mitglieder der Gesellschaft ethische Überzeugungen beibehalten.“
Diese und andere Thesen sorgten noch nach dem offiziellen Teil des Abends für reichlich Gesprächsstoff unter den Gästen. Bei einer heißen Suppe und kalten Getränken im Café am Turm die Gedanken nutzten sie die Gelegenheit, die aufgeworfenen Gedanken mit dem Altbischof und untereinander zu vertiefen.

Kulturhauptstadt Europas – Ruhr.2010

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Im Jahr 2010 stand die Region Ruhr mit Essen als Mittelpunkt im Blickpunkt Europas. Mit dem Veranstaltungsprogramm der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 wurden die 53 Gemeinden der Region als Metropole Ruhr erfahrbar.

Zum Ereignis Kulturhauptstadt Europas Ruhr.2010 gehörte die Vergewisserung der eigenen Geschichte als tragende Dimension. Die Herausstellung des historischen Erbes war einer der wesentlichen Aspekte der Idee der Kulturhauptstadt. Darum ging es im Jahr 2010 im Martin Luther Forum Ruhr – aus der Perspektive des Protestantismus. Und darum geht es auch weiterhin.

Der Fokus des Projektes liegt nach wie vor auf einem anspruchsvollen Niveau geistiger Auseinandersetzung mit kulturgeschichtlichen Errungenschaften des Protestantismus.

In der kreativen Auseinandersetzung mit der Wirkungsgeschichte der Reformation werden insbesondere auch die europäischen Bezüge zum Ruhrgebiet deutlich: Evangelisches Leben im Ruhrgebiet ist vielfach Migrations- und Integrationsgeschichte! Die Wurzeln des heutigen evangelischen Ruhrgebiets liegen in Europa. Der Protestantismus hat Europa ins Ruhrgebiet gebracht. Hier bietet das Martin Luther Forum Ruhr eine hervorragende Gelegenheit, den Beitrag reformatorischen Lebens und Glaubens, Denkens und Handelns zur Entwicklung der Region Ruhr sichtbar und erfahrbar werden zu lassen.

Als Ankerpunkt in der Region und als herausragendes Projekt im Emscher-Lippe-Raum wird das Martin Luther Forum Ruhr im Jahr der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 – und darüber hinaus – seinen Beitrag leisten, um die Vision mit Leben zu füllen, aus der regionalen Gemeinschaft von 53 Städten eine Metropole neuen Stils zu bilden.

Das Martin Luther Forum Ruhr ist auf der Programmkonferenz der RUHR.2010 GmbH am 15.08.2008 als Kulturhauptstadtprojekt benannt worden. Es ist damit gesetzter Bestandteil des Programms der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010.

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Mitte Oktober 2007 hatte das Martin Luther Forum Ruhr seine Bewerbung bei der Ruhr.2010 GmbH eingereicht. Unterstützt wurde diese insbesondere vom Evangelischen Kulturbüro RUHR 2010.

Heute können wir sagen: „Als eines der Ankerprojekte der Ev. Kirche von Westfalen und im Rheinland bildete das Martin Luther Forum Ruhr einen herausragenden Schwerpunkt innerhalb des Ev. Kulturprogramms zur Kulturhauptstadt 2010, das unter dem Titel „Inspiration. Begegnung. Kultur“ stand.“