Erich Krian stellte vom 8. September – 3. Oktober 2013 Kreuztücher, Kreuzbilder und Skulpturen aus.
EIN STÜCK FERNE IST MIR NAH
Vom 8. September bis zum 13. Oktober sind im Großen Saal des Martin Luther Forums Ruhr Kreuztücher, Kreuzbilder und Skulpturen des in Dortmund und Italien arbeitenden und lebenden Künstlers Erich Krian (geb. 1948) ausgestellt.
Die Kunsthistorikerin Silvia Schmidt-Bauer schreibt zur Ausstellung im Martin Luther Forum Ruhr:
„Das Kreuz ist ein uraltes Symbol der Menschheitsgeschichte, dessen Form die Verbindung der Menschen untereinander und die Verbindung des Menschen mit dem Himmel, dem Göttlichen, dem Transzendenten symbolisierte. Gleichzeitig galt jahrtausendelang das öffentliche, lange und qualvolle Sterben am Kreuz als schmachvollste aller Todesart. Erst später wurde diese Vorstellung durch den tiefen religiösen Sinn des Sühnetodes Christi überwunden. Seitdem gilt das Kreuz als Symbol der Versöhnung Gottes mit dem Menschen und damit als christliches Hoffnungszeichen.
Erich Krian – der Mensch, der Künstler, der Maler – hat wie viele von uns Momente größten Glücks aber auch tiefsten Leids durchlebt hat. Aus dem Miterleben von Tod und Geburt, von Ende und Neubeginn erwuchs im Jahr 2008 seine erste Auseinandersetzung mit der Kreuzform. Er malte das Kreuz, drückte die schwarze (Unterbodenschutz-)Farbe in die Fasern des Nessels, zwang weiße Farbmasse darüber, arbeitete dabei mit Spachtel und Rakel, mit Kraft und Anstrengung. Er arbeitete am Kreuz, am Schwarz, am Schmerz, an der Trauer, der Verzweiflung, der Wut. Doch dann die Erfahrung neuen Lebens. Momente von Beruhigung und Trost. Momente von Farbe. Er setzte Farbschicht um Farbschicht gegen die Schwärze des Kreuzes. Kratzte Farbe wieder ab, legte tiefere Schichten frei, setzte heilend eine neue darüber.
Erich Krian wählte für seine Kreuztücher bewußt Nesselstoff und nagelt die bemalten, teils überlebensgroßen Stoffbahnen ohne Keilrahmen direkt auf die Wand. Trotz seiner Schwere reagiert der Stoff auf Luftbewegungen und Luftfeuchtigkeit, er bewegt sich leicht, er rollt sich an den Rändern ein, er ist schutzlos und verletzbar. Auf ihm entfaltet sich vor, hinter, neben der manchmal nur noch erahnbaren Kreuzform eine Vielzahl von Schichtungen, Überlagerungen, Durchdringungen von Farbe. Intensive Farbgewebe entstanden, die in dem hellen, lichten Saal des Forums wunderbar erstrahlen.
Neben den teils überlebensgroßen Kreuztüchern zeigt Erich Krian auch kleinformatige Kreuzbilder auf Papier, die quasi von Angesicht zu Angesicht in Dialog mit dem Betrachter treten. Eine dritte Werkgruppe von Bronzen veweist auf das breite künstlerische Feld, auf dem Erich Krian seit seinen Anfängen an der Düsseldorfer Kunstakademie und in vielen Jahrzehnten als freischaffender Künstler seit nunmehr 45 Jahren mit Konsequenz und Kontinuität unterwegs ist.“
In unserem schönen, lichtdurchfluteten Saal entfalten Erich Krians großformatige Kreuztücher, die kleineren Kreuzbilder auf Papier und Bronzen eine strahlende Farbigkeit und ganz besondere Kraft.
Erich Krian begann das Ausstellungsprojekt der „Kreuzbilder I Kreuztücher“ im Juni 2009 als er seine Arbeiten in der St. Johanniskirche, Herford erstmals zeigte. Es setzte sich im Willibrordi-Dom, Wesel, in der St. Marienkirche, Dortmund, der Katholischen Akademie Schwerte, der St. Peter und Paui-Kirche Dürbheim, der Akademie Franz Hitze Haus, Münster, im Maternushaus, Köln, im FFFZ, Düsseldorf fort und fand im Juni 2011 in der St. Bartholomäus-Kirche, Ahlen seinen vorläufigen Abschluss. Dazu liegt ein umfangreiches Katalogbuch vor.
Das Projekt wuchs weiter und machte Station in der St. Agathakirche Dorsten, in der St. Johanniskirche, Witten, in der Stadtkirche Lengerich. Bis Ende August waren die Kreuztücher im Dom zu Meißen ausgestellt.
Zum Künstler: Erich Krian
1948: in Dortmund geboren.
1969-73: FH Dortmund, Malerei bei Prof. Gustav Deppe
1972-77: Kunstakademie Düsseldorf, Malerei bei Prof. R. Geiger und Prof. Gotthard Graubner
1976: Meisterschüler von Prof. Rupprecht Geiger
1984: Reise- und Arbeitsaufenthalt New York City
1988: Projekt Thassisches Quadrat, Insel Thassos Kunst- Landschaft, Landschaft- Kunst;Symposion, Akademie Remscheid
1990: Florenzprojekt, Gastatelier in der Villa Romana, Florenz
1992 + 1994: Gastkünstler der Villa Romana, Florenz
1993: Preisträger beim Wettbewerb „Kunst und Ökologie“ Öko-Zentrum NRW, Hamm
1994: 3. Wartenberger Bildhauersymposion
1998: International Workshop Remise Akademi Brande (DK)
1999: Projekt Künstlerbuch: Fragmente aus dem Depot., Märkisches Museum Witten u. a.
2006/08/10/12 Gastkünstler in der Cité Internationale des Arts, Paris
seit 1976: Freischaffender Künstler und zahlreiche Ausstellungen
Mitglied im Verein der Düsseldorfer Künstler und im Westdeutschen Künstlerbund.
Lebt und arbeitet in Dortmund und Pompeiana (Ligurien, Italien).
Die Ausstellung im Martin Luther Forum Ruhr wird mit freundlicher Unterstützung der Kulturstiftung der Stadtsparkasse Gladbeck gezeigt.