Der Objektkünstler Ottmar Hörl gestaltete für den Marktplatz in Wittenberg 800 Lutherbotschafter. 160 von ihnen konnten wir vom 6. bis 22. Mai 2011 im Martin Luther Forum Ruhr zeigen.
„Hier stehe ich…“
Im Sommer 2010 installierte der Künstler Ottmar Hörl 800 Luther-Figuren auf dem Wittenberger Marktplatz: Die ein Meter hohen Figuren lösten eine weltweite Diskussion des Pro und Contra aus. Um sich dieser Diskussion zu stellen bzw. diese fort zu setzen, aber auch um den von Ottmar Hörl so titulierten „Luther-Botschafter“ den Bürgern des Ruhrgebiets nahe zu bringen, entschied sich das Martin Luther Forum Ruhr für eine Sonderausstellung vom 6. bis 22 Mai 2011.
Die ehemalige Markuskirche in Gladbeck diente als ideales Podium für die erstmals in einem Ausstellungsraum präsentierten Luther-Figuren. „Luther war alles andere als ein Heiliger. Er war ein Mensch, der sich nicht als Heiliger verstanden hat, letztendlich die Welt aber mehr verändert hat als alle Heiligen zusammen. Luther hat versucht, etwas Kleinformatiges in der Kirche zu verändern, und daraus ist ein unglaubliches Format geworden.“ Dieses Zitat von Ottmar Hörl (* 1950) verweist auf seine Idee, Luther in einer für den Künstler typischen Form, als eine in Kunststoff gegossene Form, zu multiplizieren. Das „Format“ von den ihm zuzuschreibenden Groß-Installationen, sein damit kultiviertes Prinzip der Wiederholung, kann keinen Betrachter unberührt lassen: Im Jahr 2003 wurde der Künstler mit seiner Installation von 7.000 Dürer-Hasen auf dem Nürnberger Hauptmarkt weltweit bekannt. Die 10.000 Eulen, welche er zu den Olympischen Spielen 2004 nach Athen brachte oder seine Wagner-Hunde, welche im gleichen Jahr die Parkbänke des Stadtraumes von Bayreuth markierten, sind ebenso bekannt wie sein betender oder sein den Mittelfinger präsentierender Zwerg. Sein Beitrag zur Kulturhauptstadt Europas Ruhr.2010 waren 300 Seelöwen, welche sich vor dem Turm des Aquarius Wassermuseums in Mülheim an der Ruhr tummelten.
Der Satz „Hier stehe ich und kann nicht anders“ wurde zum Leitmotiv für die Luther-Installation in Wittenberg 2010. Jener Satz, mit dem Martin Luther seine Rede beendet haben soll , nachdem er 1521 vom Wormser Reichstag aufgefordert wird, seine Schriften zu widerrufen. „Hier stehe ich..“ übertrug der Künstler Ottmar Hörl symbolisch auf seine Installation mit 800 Luther-Figuren, die er auf dem Wittenberger Markt präsentierte. „Die für die künstlerische Installation entwickelten Luther-Figuren resultierten aus der bildhauerischen Konzeption von Gottfried Schadow. Seine Statue von Martin Luther war in Deutschland das erste öffentliche Denkmal für eine Persönlichkeit mit bürgerlichem Hintergrund. Für die Arbeit in Wittenberg wollte ich keine neue Luther-Figur erfinden, sondern an etwas bereits Vorhandenes respektvoll erinnern. Ich bin der Ansicht, dass sowohl die Figur von Schadow als auch die Thesen von Luther nicht künstlerisch neu interpretiert werden müssen. Martin Luther war sich über die Fehlbarkeit der Menschen bewusst. Sich als Heiligen oder als Denkmal zu stilisieren wäre für ihn undenkbar gewesen. Mit der seriellen Vervielfältigung der Luther-Statue unterstreiche ich seine Funktion als Übersetzer, die zu seiner Zeit überhaupt erst mit der Erfindung des Buchdrucks wirken konnte.“ Die Idee der von Ottmar Hörl konzipierten Luther-Figur als „Botschafter von Wittenberg in die Welt“ übernimmt das Martin Luther Forum Ruhr, indem es 160 Luther-Figuren in dem ehemaligen Kirchenraum präsentiert. – Der das Veranstaltungs-Programm begleitende Ausruf „Luther kommt“ kann damit sogar Wort wörtlich genommen werden.