„Was für ein Leben! Was für eine Lebensleistung!“ Mit diesen Worten, die Altkanzler Helmut Schmidt für das Vorwort der Biografie über Berthold Beitz verfasst hatte, eröffnete Dr. Martin Grimm am Donnerstag einen Gesprächsabend zu Berthold Beitz, der das Publikum fesselte. Über 100 Gäste waren gekommen, um von dem Autor der Biografie, Joachim Käppner, mehr über den Mann zu erfahren, der zu den größten deutschen Industriellen gehört. Und sie wurden nicht enttäuscht.
Im Gespräch mit dem WAZ-Redakteur und ausgewiesenen Krupp-Kenner Frank Stenglein zeichnete Käppner viele Stationen aus dem Lebenslauf von Berthold Beitz nach und lieferte Einblicke in die Motive des Mannes, der zwischen 1942 bis 1944 in Polen Hunderten von verfolgten Juden das Leben gerettet hat und seit mehr als einem halben Jahrhundert mit mutigen und weitsichtigen Entscheidungen die Geschicke eines der größten deutschen Konzerne maßgeblich mitbestimmt.
Berthold Beitz kam 1953 als Generalbevollmächtigter zu Krupp und machte aus dem Unternehmen, das zum Sinnbild von deutschen Kriegen und Kanonen geworden war, einen zivilen, modernen Konzern. Unbeirrt von Feinden und Ideologien, war Beitz einer der Vorreiter der neuen Ostpolitik und sprach sich schon früh für die Zwangsarbeiter-Entschädigung aus. An der Spitze der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung hat er maßgeblich dazu beigetragen, dass die Konzernzentrale wieder nach Essen kam und das Folkwang-Museum in neuem Glanz erstrahlt.
Es waren nicht allein die historischen Fakten, die den Abend so spannend machten, sondern vielmehr der Versuch der beiden Journalisten dem auf dem Grund zu gehen, was so ein facettenreiches Leben Weise zusammenhält. Nach und nach fügten sie im Gespräch einen Mosaikstein zum anderen, bis sich am Ende vor dem Publikum das Bild eines Mannes zeigte, der für mutige, entschlossene oft auch einsame Entscheidungen steht, die auf den Prinzipien Ausgleich, sozialer Gerechtigkeit und Verantwortung fussen.
In den vielen Gesprächen unter den Besuchern, die sich an die eigentliche Talkrunde anschlossen, fand dieser Respekt vor der Lebensleistung von Berthold Beitz seinen Wiederklang.