Sit-in bei Luther

Die Eröffnung der Ausstellung „Hier stehe ich…“ am Freitagabend im Martin Luther Forum Ruhr geriet zu einem Erlebnis der besonderen Art. Während nacheinander der Publizist und Medienpädagoge Dr. Andreas Mertin, der Kurator des Augustinerklosters in Erfurt Lothar Schmelz und schließlich der Künstler Ottmar Hörl ans Mikrofon traten, um in die Ausstellung einzuführen, tummelten sich die Besucher inmitten der 160 Lutherfiguren und ließen sich von dem farbenfrohen Bild der Installation einfangen. Mehr noch: Wie sie dort zwischen all den Figuren auf Hockern oder Treppenstufen und Fensterrahmen saßen oder standfest wie die Figuren selbst blieben, wurden sie gewissermaßen Teil der Installation. Die Ausstellung erinnerte mit einem Mal an ein spontanes Sit-in aus den 60er Jahren.

Immer wieder huschte über die Gesichter ein Schmunzeln. Nur einer verzog keine Miene: Martin Luther. Was der Reformator selbst von der Idee gehalten hätten, sein Standbild zigfach zu reproduzieren und auszustellen, lässt sich nur erahnen. Nach seinem Verständnis von Kunst gefragt, hat Martin Luther einmal sinngemäß gesagt: „Der Betrachter soll vor dem Kunstwerk seine eigene Freiheit entfalten.“

Über die Frage, ob es sich bei der Installation um Kunst oder Kitsch, Kultur oder Kommerz handelt, kam auch die prominent besetzte Talkrunde mit Ottmar Hörl, Lothar Schmelz, dem WAZ-Kulturchef Jens Dirksen, dem Vorsitzenden der Projektgruppe „Kirche und Kultur“ der EKiR Werner Sonnenberg und der stellvertretenden Direktorin des Museums für Kunst- und Kulturgeschichte in Dortmund Dr. Gisela Framke nicht zu einem eindeutigem Ergebnis. Einig waren sie sich aber in der Einschätzung, dass die Ausstellung ein Erlebnis sei.

Wer sich dieses Erlebnis nicht entgehen lassen will, hat noch bis zum 22. Mai zu folgenden Zeiten Gelegenheit, die Ausstellung zu besuchen.

Di, Do, Fr, So 14 bis 17 Uhr
Mi 17 bis 20 Uhr
Sa (14. und 21. Mai) 19 bis 22 Uhr

Ganz besonders lohnend verspricht ein Besuch der Ausstellung an den beiden kommenden Samstagen (14. und 21. Mai). Dann sind alle Gäste eingeladen während der Ausstellung, bei einem Glas Wein und einer anregenden Lichtinstallation ihren Eindrücken spontan musikalisch Ausdruck zu verleihen. Bringen Sie ein Instrument mit oder nehmen Sie an unserem E-Piano Platz. Lassen Sie sich von den Luther-Botschaftern inspirieren und inspirieren Sie andere mit Ihrer Musik. Gruppenbesuche auch außerhalb der Öffnungszeiten sind nach Vereinbarung möglich, Tel.: 02043 7849712.

Eintritt frei.