Talkrunde diskutierte über ethische Grundsätze in der Finanzwelt

„Der liebe Gott und das Geld – Vom Ablasshandel bis zur Finanzkrise“ – so aktuell das Thema der jüngsten Auflage des Talks am Turm war, so vielschichtig und fundiert wurde es von Thomas Begrich, Finanzchef der evangelischen Kirche Deutschlands, und Dr. Rolf Gerlach, Präsidenten des Westfälischen Sparkassen- und Giroverbandes, am Freitagabend im Martin Luther Forum Ruhr diskutiert.

Das lag nicht zuletzt an Joachim Hasley, der als ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender der KD-Bank, spontan in die Rolle des Moderators geschlüpft war, und mit pointierten Fragen das Gespräch lenkte. So eröffneten sich dem interessierten Publikum nicht nur die Hintergründe der Zerschlagung der West LB sondern auch zur ethisch nachhaltigen Anlagepolitik der evangelischen Kirche oder zur aktuellen Unsicherheit an den Finanzmärkten.

Gerlach, der auch als kommender Deutscher Sparkassenpräsident gehandelt wird, bekannte sich klar zur Euro-Rettung und der Einführung einer Finanztransaktionssteuer. Mit Thomas Begrich war er sich einig darüber, dass Banker auf einer klaren ethischen Grundlage zu handeln hätte. Der EKD-Finanzchef verwies in diesem Zusammenhang auf die Grundsätze, zu denen sich die evangelische Kirche bei eigenen Geldanlagen verpflichtet habe. So halte man beispielsweise keine Anleihen von Staaten, die die Todesstrafe hätten, die diktatorisch regiert würden oder die Kinderarbeit zuließen.

Gerlach stellte hingegen das Geschäftsmodell der Sparkassen in den Vordergrund: „Wir machen Geschäfte, die wir verstehen, mit Leuten, die wir kennen.“ Finanzgeschäfte, die mit der Realwirtschaft nichts zu tun haben, sollten zurückgeschraubt werden.

Mit Blick auf das Staats-/Kirchenverhältnis plädierte Begrich für die Beibehaltung der Kirchensteuer in Deutschland. „Sie ist kein Privileg, sondern der persönliche Mitgliedsbeitrag bei einer Glaubensgemeinschaft.“ Ähnlich argumentierte Gerlach, als er zum Euro und zu seinen Erwartungen an die Politik befragt wurde: „Europa ist eine Frage von Frieden und Freiheit.“ Es sei ein schwerer politischer und ökonomischer Fehler diesen Umstand in der aktuellen Diskussion um die Verschuldung einzelner Euro-Staaten beiseite zu schieben. „Diese Fragen sollte man nicht Buchhaltern überlassen.“