Ökumene als „Austausch von Gaben“

Bischof von Essen sprach im Martin Luther Forum Ruhr über den Stand des ökumenischen Dialogs

Dr. Franz-Josef Overbeck, der Bischof von Essen, als Festredner auf dem Sommerempfang des Martin Luther Forums Ruhr in Gladbeck: „Das ist schon an sich ein wunderbares Zeichen“, freute sich Dr. h. c. Alfred Buß, Alt-Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen und Vorsitzender des Beirats des Forums, als er am 21.Juni 2013 vor rund 300 Gästen den Abend in der ehemaligen Markuskirche eröffnete, der im Zeichen des ökumenischen Dialogs stand.

„Aber das ökumenische Miteinander ist nicht leicht. Das Trennende spüren wir immer wieder schmerzhaft“: Diese Eingangserkenntnis des evangelischen Theologen sollte sich in Vortrag und Diskussion einmal mehr bewahrheiten. Zwar befürwortete der katholische Bischof die Ökumene als „Austausch von Gaben“, der kein „Verlustgeschäft“ sei, doch legte er in seinem Exkurs „Zum Stand des ökumenischen Dialoges in Deutschland“ dar, dass wichtige noch trennende Themen wie Eucharistie/Abendmahl, das Amts- und Kirchenverständnis, Fragen der Heiligen-/Marienverehrung, ethische Themen und Familien- und Eheverständnis offen angesprochen werden müssten und theologisch aufzuarbeiten seien.

Bischof Overbeck schloss sich der Feststellung „Uns verbindet mehr als uns trennt!“ an. Sie bringe den bisherigen Erfolg des ökumenischen Dialogs auf eine einprägsame Formel. Das gemeinsame Tun wie das gemeinsame Lesen der Heiligen Schrift, der Austausch geistiger Erfahrungen, die Sammlung liturgischer Texte und gemeinsame Wort-Gottes-Feiern sowie Zusammenarbeit auf vielen Gebieten bezeuge das verbindende „Mehr“. Das „Weniger“ bedürfe der theologischen Aufarbeitung, damit es ökumenisch voran komme. Durch Vermittlung von christlichen Fundamenten entstehe eine neue Art von Ökumene auf der Grundlage christlichen Glaubens.

Bischof Overbeck: „Eine solche Ökumene ist für die Zukunft angesagt, die dann wachsen und reifen muss zur vollen sichtbaren Einheit als letztem Ziel dieser Ökumene.“ Das Leiden an der Trennung könne letztlich nur den ökumenischen Dialog intensivieren, damit immer mehr Differenzen beseitigt würden und Heilung geschehe.

Im folgenden Gedankenaustausch mit Dr. Günter Brakelmann, Professor em. für Christliche Gesellschaftslehre an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum, traten etliche Gemeinsamkeiten der beiden konfessionsverschiedenen Männer zutage: zum Beispiel vor dem „Einknicken vor dem Zeitgeist“ (Brakelmann) vor allem der protestantischen Kirchen und dem jüngsten EKD-Papier zu Ehe und Familie. Schon in seinem Vortrag hatte Bischof Overbeck kurz erwähnt, dass dieses Papier „tiefe Risse“ in der Ökumene verursache.

Mit Brakelmann war er sich dann einig, dass sich dadurch ein „ökumenischer Graben“ öffne und eine „Phase der Ratlosigkeit, aber auch des Ärgernisses“ eingetreten sei. Brakelmanns Grundsatzkritik: „Wir rennen als Kirche dem Zeitgeist hinterher.“

Für die musikalische Begleitung des Sommerempfangs sorgte der Revier-GlockenChor Bottrop, der vom Kreiskantor des Evangelischen Kirchenkreises Gladbeck-Bottrop-Dorsten, Matthias Uphoff, geleitet wird und seine Heimat in der Martinskirche der Evangelischen Kirchengemeinde Bottrop-Altstadt hat.

Text: Werner Conrad