Reformation als Herausforderung für die Kirche von heute

Rund 200 Gäste aus der gesamten Region konnte Dr. Martin Grimm, Vorsitzender des Vorstandes, beim Sommerempfang im Martin Luther Forum Ruhr am Freitagabend (23. Juni 2017) in Gladbeck begrüßen. Bei sommerlich-angenehmen Temperaturen wurden sie schon vor dem Forum musikalisch vom Blechbläser-Ensemble Urban Brass der Musikhochschule Hannover empfangen. In seinem Festvortrag „Zwischen deutschem Luther und europäischem Protestantismus – Perspektiven des Reformationsgedenkens“ zog Prof. Dr. Herman J. Selderhuis (Apeldoorn, NL) das Fazit: „Wir feiern 500 Jahre Anfang der Reformation – nicht das Ende“. Das Geschehen damals sei wichtig gewesen. Aber die Christen müssten sich gerade nach dem Jubiläumsjahr 2017 den Herausforderungen der Gegenwart stellen und das Erbe der Reformation weiterentwickeln: „Was geschieht mit unserer Welt, mit unserer Umwelt?“

Prof. Dr. Herman J. Selderhuis, Direktor von Refo500 und Mitglied im Kuratorium der Internationalen Martin Luther Stiftung (Erfurt), nannte nach einer sehr differenzierten Sicht auf den Reformator Martin Luther und dessen Zeit drei Vorgaben für die Weiterwicklung des Erbes der Reformation. Zum einen sei Luther als Theologe stärker in den Blick zu nehmen. Dann sei es wichtig, Martin Luther „im Kreis seiner Kollegen“ (Melanchthon, Calvin, Zwingli, Buchenhagen u.a.) zu betrachten. Und schließlich gelte es zu beachten, dass es mehrere Reformationen gegeben habe – auch in der katholischen Kirche.

Die Reformation sieht Selderhuis als Herausforderung der Kirche von heute. Luther habe die Kirche als weit entfernt von den Menschen erlebt. Diese Sicht hätten heute auch viele Menschen in Europa, wenn es um Kirche gehe. Europa habe sich von einem Europa der zwei Konfessionen in ein Europa der beiden Religionen Christentum und Islam gewandelt. Es sei multireligiöser geworden. Trotzdem ist es für Professor Selderhuis „viel zu früh“ zu sagen, Europa sei postchristlich.

Selderhuis‘ Forderung: Die Christen sollen, gerade auch angesichts der Orientierungslosigkeit vieler junger Menschen, die Themen der Gegenwart im Sinne des Erbes der Reformation und mit Sicht auf Gott aufgreifen und so nach Antworten suchen.

Lob und Anerkennung für das Forum

Viel Lob und Anerkennung gab es bei diesem achten Sommerempfang für die Arbeit des Martin Luther Forum Ruhr. Die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Gladbeck, Brigitte Puschadel, bedankte sich in ihrem Grußwort für den engagierten Einsatz des Forums für die Stadtgesellschaft. „Ein breiter Brückenkopf“ für Diskussion und Dialog im Westen Deutschlands ist das MLFR für Arne Lietz, Europa-Abgeordneter aus der Lutherstadt Wittenberg. Die Themenjahre der Lutherdekade seien hier im Forum par excellence gelebt worden. Lietz hatte in seinem Geleitwort auf die politische Bedeutung der religiösen Toleranz für die Verteidigung der Religionsfreiheit als Menschenrecht hingewiesen.

Für Alt-Präses Alfred Buß, Vorsitzender des Beirates des Martin Luther Forum Ruhr, ist das Martin Luther Forum Ruhr „ein reformatorisches Beispiel für das Priestertum alle Gläubigen“. Hier werde das Evangelium dadurch verkündet, dass es einfach gelebt und umgesetzt werde. Die Arbeit werde fast ausschließlich mit Ehrenamtlichen geleistet – „davor kann man nach zehn Jahren mal gewaltig den Hut ziehen“.

Alfred Buß spendete gemeinsam mit Pastor Georg Rücker aus der katholischen Pfarrei St. Lamberti den ökumenischen Schluss-Segen.

Die musikalische Begleitung des Programms im großen Saal des Martin Luther Forum Ruhr begann das Blechbläser-Ensemble Urban Brass der Musikhochschule Hannover mit der Komposition „Ein feste Burg ist unser Gott“ von Chris Woods (Professor am Greenville College, Illinois), das 2010 anlässlich des Kulturhauptstadtjahres im Forum uraufgeführt worden war.

Reinhören: Urban Brass beim Sommerempfang

Die Durchführung des Sommerempfangs wurde unterstützt von der CURACON Wirtschaftsprüfungsgesellschaft