Langanhaltender Applaus beendete am Freitagabend eine Premiere im Martin Luther Forum Ruhr. Erstmals wurde dort im kleinen Saal ein Schauspiel aufgeführt. Mit einer Szenencollage aus dem Roman „Die Brüder Karamasow“ von Dostojewski gastierte das Trias Theater an der Bülser Straße. Die Romanvorlage entfaltet eine Fülle tief greifender Gedanken über die christliche Religion und die menschlichen Grundfragen nach Schuld und Sühne, Liebe und Versöhnung und nach Freiheit. Über den beiden Szenen, die Ulrich Penquitt und Vassily Kazakos auf die Bühne brachten standen zwei zentrale Fragen. „Was wäre, wenn Jesus zur Erde zurückkehren würde?“ und „Gibt es einen Gott?“.
Auf beide Fragen hatte sich Fjodor M. Dostojewski schon im 19. Jahrhundert eingelassen. Im fünften Kapitel seines Romans ‚Die Brüder Karamasow’ kommt Jesus zu Zeiten der spanischen Inquisition auf die Erde zurück: Kaum dass er die Leiden zweier Menschen lindern konnte, wird er vom Kardinal-Großinquisitor in den Kerker geworfen. Aufschluss über das ‚Warum‘ lieferten die Schauspieler in einem intensiven Spiel in der ersten Szene. Nachts geht der Großinquisitor zu Jesus und erklärt es ihm: Er habe eben nicht nur Frieden gepredigt, sondern auch Freiheit. Und dazu, so der Kardinal, sind die Menschen jetzt noch nicht bereit. Ebenso eindrücklich brachte das Trias Theater auch den Dialog zwischen dem Teufel und Iwan – dem Intellektuellen unter den Karamow-Brüdern – auf die Bühne. Der wohlverdiente Applaus bewies, dass es den beiden Schauspieler gelungen war, das Publikum trotz der nicht leichten Themen einzufangen.