Musikalische Hammerschläge und Triller in Perfektion

Prof. Claudius Tanski begeistert am Konzertflügel im Martin Luther Forum Ruhr

Wenn Prof. Claudius Tanski an einem Steinway-Flügel Platz nimmt, dann darf man sich eines großartigen Musikerlebnisses sicher sein. Doch am Donnerstagabend im Martin Luther Forum Ruhr war es mehr als das. Denn der Professor für Klavier vom Mozarteum Salzburg spielte nicht nur virtuos, sondern lieferte seinem Publikum mit kenntnisreichen Erläuterungen zu den einzelnen Stücken einen tiefen Einblick in das Leben und die kompositorische Arbeit von Franz Liszt.

Der 200. Geburtstag und 125. Todestag des österreichisch-ungarischen Komponisten aus dem Burgenland, der zu den produktivsten Komponisten seiner Zeit zählt, gab den Rahmen für den Konzertabend vor. Für den Einstieg in den Abend hatte Tanski die Klaviersonate h-moll von Franz Liszt ausgewählt. Die Komposition gilt als eines der bedeutendsten, technisch anspruchsvollsten Klavierwerke der Romantik und als ein Höhepunkt im OEuvre des Komponisten. Die Leichtigkeit mit der Tanski die drei Sätze des Werkes ohne Pause zu Gehör brachte, faszinierte das Publikum. Langanhaltender Applaus schon zur Pause. Gebannt hatte es mit verfolgen können, wie der Pianist von der absteigenden Tonleiter zu Beginn bis zum sogenannten Hammerschlagmotiv im dritten Satz quasi eins wurde mit seinem Instrument.

Mit den Variationen für Orgel über den Basso Continuo des ersten Satzes der Bachschen Kantate „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen sind der Christen Tränenbrot“ lenkte Tanski nach der Pause den Blick seines Publikums auf die Spätphase des musikalischen Schaffens von Franz Liszt, in der dieser sich verstärkt Kompositionen mit religiösen Themen und kirchenmusikalischen Werken widmete. Die Liszt-Transkription der Bachschen Kantate griff Gedanken der kurzen ökumenischen Andacht zu Beginn des Konzertabends auf. Pfarrer Frank Großer und Pastor Georg Rücker hatten mit Texten aus dem 22. Psalm, dem Buch Hiob und von Jörg Zink das Klagen der Menschen vor Gott in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen gestellt.

Die Idee, den Konzertabend mit einer solchen Andacht einzuleiten, war Prof. Tanski eine Herzensangelegenheit. Er selbst wurde als Baptist mit 14 Jahren getauft und konvertierte vor sechs Jahren zum Katholizismus. Vielleicht vermag diese Vita zu erklären, dass die Bachsche Kantate in Tanskis Spiel zu einem echten musikalischen Klagelied heranwuchs. Deutlich hörbar stieß unter seinen Fingern der Konzertflügel wahre Stoßseufzer aus.

Zum Abschluss des Abends lieferte Tanski mit Beethovens 32. und letzter Klaviersonate c-moll op. 111 ein weiteres Beispiel seiner brillianten Beherrschung des Konzertflügels. Wie ein Abschiedsgruß verlor sich sein Spiel in den Triller von C-Dur und G-Dur in der Ruhe des Martin Luther Forum. Was folgte war Stille und nach einem kurzen Luftholen stehende Ovationen des Publikums für ein weiteres großartiges Konzerterlebnis im Martin Luther Forum Ruhr, das sein endgültiges Ende mit einer Zugabe von Schubert und einem Segensgruß fand.