Dienstag, 27. Februar 2018, 18 Uhr | Immer wieder gibt es Berichte, dass religiöse Minderheiten in der Türkei gegenüber der muslimischen Bevölkerungsmehrheit systematisch benachteiligt werden. Beispiele: Seit 2004 gibt es die Möglichkeit, in gleicher Weise wie für Moscheen auch für andere Gottesdienststätten eine Baugenehmigung zu beantragen. Allerdings würden die Kommunen bislang fast ausnahmslos auf dem Verwaltungsweg entsprechende Bauvorhaben boykottieren. Die einzige christlich theologische Hochschule der Türkei, das griechisch-orthodoxe Kloster Halki auf einer Insel vor Istanbul wurde 1971 vom Staat geschlossen und bis heute nicht eröffnet. Jahrhundertelang wurden in diesem Priesterseminar des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel Geistliche der griechisch-orthodoxen Kirche ausgebildet. Verwaltungsvorschriften, unzureichende Rechtsbestimmungen und uneinheitliche Umsetzung an der Basis verhinderten Religionsfreiheit. Rechtsstreitigkeiten um ihre Kirchen, Klöster und Ländereien bestimmen den Alltag der Christen insbesondere im Südosten der Türkei. Daher fordern die Betroffenen eine grundsätzliche Gleichbehandlung aller Bürger und eine religiöse Neutralität des Staates. Auf der anderen Seite nehmen wir aus unserer Partnerstadt Alanya wahr, dass die dort lebenden Christen ihren Glauben frei leben können, dass sogar jedes Jahr ein internationaler Weihnachtsbasar veranstaltet wird.
Von 2011 – 2017 war die westfälische Pfarrerin Ursula August aus Marl in der „Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache“ in der Türkei. In Istanbul lebte sie Tür an Tür mit ihren muslimischen Nachbarn, eingebunden in die Ökumene mit den anderen Kirchen in der Türkei. Sie sammelte unterschiedliche Erfahrungen im christlich-islamischen Dialog sowie im Zusammenleben von Minderheiten und Mehrheitsgesellschaft, auch damit, wie sich Religion und Staat zueinander verhalten. An diesem Abend wird sie aus ihren persönlichen Erfahrungen über die Situation der christlichen Minderheit in der Türkei berichten. Außerdem wird sie aufzeigen, welche Perspektiven sich daraus für den interreligiösen Dialog hier in Deutschland ergeben.
Diese Veranstaltung führen der Freundeskreis Gladbeck – Alanya, das Martin Luther Forum Ruhr und die VHS gemeinsam durch – unterstützt durch die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Gladbeck.
Alle Interessierten sind am 27. Februar, 18.00 Uhr, zu diesem Vortrag mit Diskussion in das Martin Luther Forum herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei. Anmeldung bis 4 Tage vor dem Termin bei der VHS unter der Ruf-Nr. 99 24 15 oder per Mail:
vhs@stadt-gladbeck.de.