Es war geradezu andächtig still, als Dr. Peter Heinemann vor rund 70 Schülerinnen und Schülern aus Gladbeck, Bottrop und Essen am Dienstagabend im Martin Luther Forum über seinen Vater, den ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann, sprach.
„Das soll hier keine Heiligenverehrung werden. Wenn Sie Fragen haben, unterbrechen Sie mich bitte“, forderte Peter Heinemann seine jugendlichen Zuhörer zum Gespräch auf. Doch nur zögerlich fassten die Schülerinnen und Schüler den Mut, ihre Fragen zu stellen. So war es zunächst an Dirk Hermann, dem Herausgeber des Sammelbandes „Vordenken – Querdenken. Hundert Worte von Gustav Heinemann“, Stichworte für das Gespräch mit Peter Heinemann zu liefern.
Nach und nach zeichnete sich vor den Jugendlichen das Bild eines Mannes ab, der Zeit seines Lebens seinen Überzeugungen treu geblieben war. Gustav Heinemanns innerer Kompass richtete sich seit Mitte der 1920er Jahre konsequent an christlichen Glaubenssätzen aus. Sie waren nicht nur in der Zeit als Presbyter in seiner Essener Heimatgemeinde und als führendes Mitglied der Bekennenden Kirche im Nationalsozialismus Richtschnur seines Handels, sondern auch in seiner späteren politischen Laufbahn, die ihn 1969 ins oberste Staatsamt der Bundesrepublik Deutschland führte.
Es waren diese offenen Schilderungen der inneren Überzeugungen Gustav Heinemanns, die die Jugendlichen schließlich nicht mehr ruhig auf den Stühlen sitzen ließen. „Inwieweit liegen der heutigen Politik denn christliche Überzeugungen zugrunde?“ „Wie äußerten sich denn diese inneren Überzeugungen in dem Tun Ihres Vaters?“ „Welche Werte sollten an einer Schule vermittelt werden, die den Namen Gustav Heinemanns trägt?“
Was als Gespräch für 45 Minuten angelegt war, entwickelte sich zu einer Doppelstunde für die Schülerinnen und Schüler. Das Interesse war geweckt.
Erst als Pfarrer Steffen Hunder von der Kreuzeskirche in Essen, an der Gustav Heinemann Presbyter war, zum Abschluss des Gesprächsabends den Adventssegen sprach, trat die andächtige Stille im Martin Luther Forum Ruhr wieder ein.