Reformation und Musik: Singen und Sagen gehörten für Martin Luther zusammen

Gesungen wurde an diesem Abend zwar nicht, aber von Musik und Gesang war viel die Rede auf dem Sommerempfang des Martin Luther Forums Ruhr am Mittwoch, 20. Juni 2012. Das war kein Wunder, steht doch das Jahr 2012 in der Luther-Dekade für „Reformation und Musik“. Also Grund genug, auch bei diesem traditionellen Empfang die Vorgabe in den Blick zu nehmen. Rund 200 Gäste waren der Einladung zum Sommerempfang in die Räume der ehemaligen Markuskirche an der Bülser Straße „in der jüngsten Lutherstadt“ (wie Bürgermeister Ulrich Roland in seinem Grußwort Gladbeck augenzwinkernd nannte) gefolgt. In seinem Festvortrag „Ein neues Lied wir heben an – auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017“ betonte Stefan Dorgerloh, Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt, Theologe und Vorsitzender des Lenkungsausschusses zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017, gleich zu Beginn, dass Singen und Sagen für Martin Luther zusammengehörten.

Seine „vertonte Theologie“ veröffentlichte der Reformator Anfang der 1520er Jahre als erste Lieder per Einzeldruck auf Flugblättern, insgesamt hat Luther über 30 Kirchenlieder geschrieben. „Gemeinsames Singen gehörte zum Markenzeichen der Lutherischen“, sagte Dorgerloh. Gesungen wurde demnach im Unterschied zu den Katholiken mit der ganzen Gemeinde. Musik ist laut Dorgerloh zwar „protestantische Herzenssache“, zugleich aber fragte er kritisch nach: Wo wird heute gesungen? Wird dieses protestantische Liedgut weitergegeben? „Wir sind das Volk der ersten Strophe geworden“, beschrieb der Gastredner die Tatsache, dass wohl nur noch wenige Menschen Kirchenlieder vollständig auswendig singen könnten. Wegen dieser Entwicklung sei „Reformation und Musik“ eines der zentralen Anliegen der Luther-Dekade. Wie diese mit welchen Schwerpunkten weitergeht bis zum Jahr 2017, dem eigentlichen Jubiläum „500 Jahre Reformation“, schilderte Stefan Dorgerloh dann noch stichwortartig: 2013 Reformation und Toleranz („auch mit den Schattenseiten der Reformation“ wie Antisemitismus und Ausfälle gegen Osmanen), 2014 Reformation und Politik, 2015 Bild und Bibel, 2016 Reformation und die eine Welt, 2017 weltweite kirchliche und kulturelle Veranstaltungen. Zum Schluss hob Stefan Dorgerloh die grundsätzliche Notwendigkeit hervor, „eine neue Grundierung dessen zu finden, was evangelisch im 21. Jahrhundert bedeutet, was wir unseren Kindern weitergeben“. Für diese Suche und Auseinandersetzung sei das Martin Luther Forum Ruhr ein richtiger Ort.

Vor dem Festvortrag hatte Dr. h.c. Alfred Buß, Alt-Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, als neuer Vorsitzender des Beirats des Martin Luther Forums Ruhr mit einem großen Lob die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen des Forums gelobt: Zweifellos sei mit dem Martin Luther Forum Ruhr ein neues, überraschendes Lied angestimmt worden mit einem Programm, das sich sehen lassen könne. Das MLFR sei gut aufgestellt, um seinen Beitrag zur Martin-Luther-Dekade zu leisten. In seinem Geleitwort „Reformation und Ruhrgebiet“ skizzierte der Alt-Präses in launigen und informativen Worten Antworten auf die Frage „Was hat das Ruhrgebiet mit der Reformation zu tun?“ und setzte zugleich einige Impulse, die über das allgemeine Nachdenken wohl durchaus auch als Anregungen für die weitere Arbeit des Forums verstanden werden dürfen – etwa in Richtung Ökumene, religiöse Vielfalt und Bildung („Die Reformation war auch eine Bildungsbewegung“) .

Übrigens: Zwar wurde beim Sommerempfang tatsächlich nicht gesungen, aber Musik war doch zu hören – und zwar ausgezeichnete Darbietungen zur Einstimmung, als Intermezzo und zum Ausklang von Stephan Hillnhütter (Klavier) und Volker Lütfring (Saxophon). (-weco-)