Ökumene unter Protestanten: Von den anderen lernen

Man ist eher bereit zu lernen als den anderen seine Einstellung aufzudrücken“: Dieses offensichtlich auch für sie nicht unbedingt selbstverständliche Fazit zog Moderatorin und Theologin Jannika Haupt nach dem Trialog mit Vertretern dreier verschiedener protestantischer Bekenntnis-Gemeinschaften am Dienstagabend, 14. Mai 2013, im Martin Luther Forum Ruhr.

In diesem „Talk am Turm“ an der Bülser Straße stellten sich im gut besetzten Saal Norbert Denecke, Oberkirchenrat der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und Geschäftsführer des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes, Pfarrer Dr. Albrecht Thiel aus Dortmund, Mitglied des Reformierten Bundes, und Prof. (em) Dr. Erich Geldbach, Baptist und ehemaliger Systematik-Professor in Bochum, dem Gespräch zum Thema „Grenzenlose Toleranz? – Chancen und Grenzen des eigenen Profils. Ein Trialog der innerprotestantischen Ökumene“.

Unterschiede (z.B. bei der Taufe oder beim Verständnis des Abendmahls) und Gemeinsamkeiten (etwa die biblischen Grundlagen) wurden angesprochen, jeweilige Besonderheiten kurz angerissen. Aber auch die Frage, was der eine vom anderen lernen kann, wurde gestellt – und so beantwortet: Für Professor Geldbach haben die Baptisten im Vergleich zu den anderen Kirchen „die Selbstständigkeit der Gemeinden übertrieben“.

Die Lutheraner könnten laut Oberkirchenrat Denecke von den Baptisten lernen, eine „lebendige“ Gemeinde mit lebendig gestalteten Gottesdiensten zu sein – und von den Reformierten das politische Engagement zum Beispiel bei Themen wie Verschuldung und Globalisierung („Wir Lutheraner sind da etwas verschlafen“).

Die Reformierten können, so Gemeindepfarrer Dr. Thiel, für den Gottesdienst etwas von der Gestaltungsform anderer lernen; auch zeige sich ein gewisser Nachholbedarf in liturgischen Fragen.

Auch wenn Norbert Deneckes Eingangsfrage „Was hält uns überhaupt zusammen?“ auf eine durchaus schwierige und zerbrechliche Basis der verschiedenen protestantischen Gemeinschaften hindeutete, war es derselbe Theologe, der am Ende des Abends ein sympathisches Bekenntnis zur Vielfalt unter den Christen ablegte und zur gegenseitigen Wertschätzung aufrief: „Das sind lauter Farben des Christentums. Wir haben viel Gemeinsames, aber wir bekennen uns auch zu Unterschieden. Da sind so viele Farben, die uns auch bereichern können.“ (Werner Conrad)