Wenn das Martin Luther Forum Ruhr zum Talk am Turm lädt, erwartet die Besucher regelmäßig eine prominent besetzte Gesprächsrunde, die über aktuelle gesellschaftliche Themen durchaus kontrovers debattiert. Da machte auch der Talk am Mittwoch, dem 10. September, keine Ausnahme. Rüdiger Frohn, Staatssekretär a.D., Leiter des Bundespräsidialamtes 1999-2004, Dr. Reinhard Hempelmann, Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW), Berlin und Hans Leyendecker, Journalist der Süddeutsche Zeitung waren an die Bülser Straße gekommen, und diskutierten vor weit mehr als 100 Zuhörern die Frage, wie weit Politiker als Christ Position beziehen sollten oder dürften.
Ehrengast beim Gesprächsabend war Christina Rau, Ehefrau des 2006 verstorbenenen ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau. Um dessen Person und sein politisches Handeln kreisten weite Teile der Diskussionsrunde, die im Rahmen der Ausstellung „Leben nach Luther – Eine Kulturgeschichte des evangelischen Pfarrhauses“ stattfand.
Johannes Rau, Sohn eines evangelischen Predigers, stand als Politiker wie kaum ein zweiter für Verständigung, Aussöhnung und den politischen Konsens. Für ihn stand fest, dass Religion nicht Privatsache sei. An diese Grundüberzeugung von Johannes Rau erinnerte die Podiumsrunde mit vielen Zitaten und Auszügen aus Reden des langjährigen Landesvaters und ehemaligen Bundespräsidenten. Gemeinsam kamen die Diskutanten zum Schluss, dass Johannes Rau auch wegen der festen Verwurzelung im Glauben heute noch ein Vorbild sein könne, oder wie es Hans Leyendecker sagte: „Er fehlt.“
(Text: Andreas Willmes, Fotos: Werner Conrad)